Yggdrasil der Weltenbaum

yggdrasil die weltenesche

In der nordischen Mythologie verkörpert Yggdrasil das gesamte Universum. Die Weltenesche verbindet alle neun Welten miteinander. Neben dem Namen Yggdrasil wurde der Weltenbaum wohl auch Mimameid oder Lärad genannt. Nicht zu verachten ist jedoch, dass es nicht nur die nordische Mythologie ist, die Yggdrasil – oder den Weltenbaum an sich – als Zeichen allen Lebens in die Welt gerufen hat. Auch viele andere Völker nutzten den Weltenbaum als Zeichen des ganzheitlichen Lebens.
Ein bekanntes Beispiel ist der Weltenbaum in der germanischen Mythologie, der eine ähnliche Rolle wie Yggdrasil spielt. In der indischen Mythologie gibt es den Weltenbaum Asvattha oder Ashvattha, der als heiliger Feigenbaum angesehen wird und die Welten miteinander verbindet. In der indischen Mythologie ist auch der Banyan-Baum als Weltenbaum bekannt.

Darüber hinaus finden sich Konzepte von Weltenbäumen in verschiedenen indigenen Kulturen auf der ganzen Welt. Solche Vorstellungen spiegeln oft das Verständnis der Verbindung zwischen Himmel, Erde und Unterwelt wider und symbolisieren die Einheit und den Zusammenhalt der verschiedenen Elemente des Universums. Balten (die Eiche Austras koks), Inder (der Feigenbaum Asvattha), Perser (Simurgh-Baum) und Slawen – gegebenenfalls auch der Baum der Hesperiden, der Griechen. In diesen Mythologien findet sich oft ein Greifvogel an der Spitze und/oder eine Schlange an den Wurzeln des Baums.
Jede Kultur hat ihre einzigartige Interpretation und Bedeutung eines Weltenbaums, der eine zentrale Rolle in ihren Mythen und kosmologischen Vorstellungen spielt.

Yggdrasil in der nordischen Mythologie

Yggdrasil ist ein Symbol für die Verbundenheit aller Dinge im Universum und repräsentiert die kosmische Ordnung. Die Wurzeln des Baumes erstrecken sich in verschiedene Welten und halten sie miteinander in Verbindung. Die drei wichtigsten Welten sind Asgard (die Heimat der Götter), Midgard (die Welt der Menschen) und Niflheim (das Reich der Toten). Die anderen Welten enthalten Orte wie Jotunheim (die Heimat der Riesen), Alfheim (das Reich der Elfen) und mehr.

Die Weltenesche ist in der Literatur in folgnende Unterwelten unterteilt. In jeder dieser Welten befinden sich verschiedene mythische Orte.

1. Oberwelt

  • Asgard: Heimat der Götter (Asen).
  • Hlidskialf: Sitz des Allvaters Odin.
  • Folkwang und Walhall: Halle der im Kampf gefallenen Helden.
  • Vingólf: Sitz der Asengöttinnen.
  • Bifröst: Die Regenbogenbrücke, welche Asgard mit Midgard verbindet.
  • Wanenheim: Heimat der Wanen.
  • Albenheim: Heimat der Alben.

2. Erde

  • Midgard: Heimat der Menschen.
  • Jötunheim: Heimat der Riesen.
  • Utgard: Außenwelt.
  • Muspellsheim: Heimat der Feuerriesen.

3. Unterwelt

  • Schwarzalbenheim: Heimat der Zwerge.
  • Niflheim: Reich des Eises, des Nebels und der Finsternis (Polarnacht).
  • Hvergelmir: Ursprung aller Flüsse.
  • Helheim: Das Totenreich der Totengöttin Hel.
  • Hrimthusen: Einstmals Ginnungagap, der leere Raum am Anfang des Weltgeschehens. In der Urzeit, noch vor der Schöpfung, lag Ginnungagap zwischen dem südlichen, glühenden Muspellsheim und dem eisigen Niflheim im Norden.

Geschichte des Weltenbaumes Yggdrasil

Nach dem Tod des Ur-Riesen Ymir durch die Hand der Götter Odin, Vé und Villi erschaffen diese aus seinem Leichnam alle existierenden Dinge. Aus seinem Fleisch wurde die Erde, aus dem Blut das Meer, aus seinen Knochen Felsen und Gebirge, aus seinem Haar die Bäume, aus seinen Augenbrauen Midgard, aus seinem Schädel der Himmel und aus seinem Gehirn wurden die Wolken geformt.
Yggdrasil, die Weltenesche, ist der erste Baum, der je gewachsen ist. Laut der Sage ist dieser der größte und prächtigste Baum. Seine Äste überragen alle neun Welten und erstrecken sich über den gesamten Himmel. Auf ihm sitzen ein Adler ohne Namen und zwischen dessen Augen ein Habicht, der Vedrfölnir genannt wird.

Die Wurzeln Yggdrasils

Die drei größten Wurzeln Yggdrasils führen zu unterschiedlichen Welten. Die erste in das Land der Riesen – Jötunheim. An der zweiten Wurzel, die zur Quelle Hvergelmir in Niflheim führt, nagt der Drache Nidhöggr und die dritte Wurzel findet sich in der Nähe von Asgard wieder. Zwischen den Wurzeln Yggdrasils und der Baumkrone klettert das Eichhörnchen Ratatöskr hin und her und verbreitet üble Nachrede – vom Adler bis zum Drachen. Die vier Hirsche namens Dain, Dwalin, Dunneir und Durathror fressen die Triebe des Weltenbaums ab und die zwei Schlangen Goin und Moin, die vom Grabeswolf abstammen, nagen an den Wurzeln des Baumes. Die Götter halten unter den Zweigen Yggdrasils Gericht und am Fuße liegt der Urdbrunnen, welcher auch als Schicksalsquelle bekannt istLaut den Sagen beginnt das Weltenende Ragnarök, sobald die Weltenesche zu welken oder beben beginnt.
In vielen Kulturen wird der Baum als Symbol für Leben und Fruchtbarkeit verwendet. Yggdrasil steht nicht nur dafür, er fungiert in der nordischen Mythologie ebenfalls als Zentrum der Welten und das zweite Gewölbe des Himmels. Aufgrund dessen verstehen Mythologen den keltischen Lebensbaum Yggdrasil auch als Achse der Welt. Auch in der Moderne wird dem Lebensbaum noch große Bedeutung zugesprochen. Die Band Wardruna hat sogar ein Album nach ihm benannt und besingt in dem Lied Rotlaust Tre Fell die Weltenesche.

Odin und Yggdrasil

Ich weiß, daß ich hing am windigen Baum
Neun lange Nächte,
Vom Speer verwunde, dem Odin geweiht,
mir selber ich selbst,
am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann,
aus welcher Wurzel er sproß.

Sie boten mir nicht Brot noch Met;
Da neig ich mich nieder
auf Runen sinnend, lernte sie seufzend;
Endlich fiel ich zur Erde.

Edda – Odhins Runenlied (1,2)

Eine der bekanntesten Geschichten der nordischen Mythologie ist, ohne Zweifel, die Sage, wie Odin das Wissen um die Runen erlangte.

Nach der Überlieferung beneidete Odin die Nornen um ihre Fähigkeit, Runen zu schreiben. Da sich die Runen nur den „Würdigen“ offenbaren, hängt sich Odin am eigenen Speer an den Weltenbaum Yggdrasil. Er hing dort für neun Tage und Nächte, bis ihm die Runen erscheinen.
Nachdem er das Wissen der Runen erlangt hatte, war Odin nun im Besitz einer mächtigen und geheimen Kraft. Er wurde nun als weisester aller Götter gefeiert, da er das Wissen der Runen erlangte und sie den Menschen brachte.
Seither werden Runen nicht nur als eine Form der Kommunikation, sondern auch für magische Zwecke, Weissagungen und rituelle Handlungen verwendet.
Somit wurde Odin auch mit der Erfindung der Runenschrift, der Kunst der Poese und der Magie in Verbindung gebracht. Die Geschichte Odins soll betonen was dem Menschen möglich ist was durch persönliche Opfer und Hingabe möglich ist. Die nordische und germanischen Mythologien sind reich an solchen faszinierenden Geschichten, die die Taten und Eigenschaften der Götter in der Götterwelt illustrieren.

Die Nornen

Die Schicksalsweberinnen, auch Nornen genannt, haben sich ebenfalls an Yggdrasils Fuß niedergelassen. Sie sind wunderschöne Jungfrauen. Sie kümmern sich um den Urdbrunnen und darum, dass Yggdrasils Wurzeln ständig mit Erde bedeckt sind.
Des Weiteren bestimmen sie das Schicksal eines jeden Menschen. Ihre Namen sind Urd, Verdani und Skuld. Eine jede von ihnen hat ein eigenes Herrschaftsgebiet.

  • Urd ist das, was aus Urzeiten zu uns wirkt; sie ist die Vergangenheit.
  • Verdandi symbolisiert Werden und Vergehen; sie ist die Gegenwart.
  • Skuld ist das, was uns in der Zukunft erwartet – auch, was wir durch eigene Schuld erzeugen, vergleichbar mit dem Prinzip des Karmas.

Die Nornen wachen somit über das Leben eines jeden von uns, den Göttern und jedem anderen Lebewesen in den Welten. In der Völuspa steht Folgendes über die Nornen geschrieben.

Eine Esche, weiß ich,
heißt Yggdrasil.
Den hohen Baum
netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Tau,
der in die Täler fällt.
Immergrün steht er
über Urds Brunnen.

Davon kommen Frauen,
vielwissende,
drei aus dem See
dort unterm Wipfel.
Urd heißt die eine,
die andre Verdandi;
Sie schnitten Stäbe;
Skuld hieß die dritte.
Sie legten Lose,
das Leben bestimmten sie.
Den Geschlechtern der Menschen
das Schicksal verkündend.

Völuspa

Wie auch bei Yggdrasil selbst gibt es in verschiedenen anderen Mythologien Frauen wie die Nornen zu finden. In der griechischen (Moiren), der römischen (Parzen) und der slawischen Mythologie (Zorya).

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