Thor der Gott des Donners

Der Gott Thor

Thor – im altgermanischen Raum „Donar“ – ist in der nordischen und germanischen Mythologie definitiv einer der bekanntesten Götter. Er ist der erste Sohn von Odin und dessen Frau Jörd. Thor ist bekannt für seine Stärke, seinen Mut und natürlich für seine Trinkfestigkeit. In der Edda gibt es viele Geschichten des Donnergottes. Er ist der Gott der Seefahrer und der Gott des Donners, wie die Göttin Freya steht Thor jedoch ebenso für die Fruchtbarkeit. Auch als strahlender Held und Kriegsgott hat sich Thor einen Namen gemacht. Seine Stärke ist ausreichend, um die Welt von den Eisriesen zu befreien, und sollte wider Erwarten seine eigene Kraft einmal nicht ausreichen, besitzt er noch den magischen Gürtel Megingiard. Dieser Gürtel verleiht ihm unerschöpfliche Kraft. So war Thor es gewohnt, seine Stärke dadurch zu demonstrieren, dass er Gegenstände von hohem Gewicht anhob.
Für die bäuerliche Bevölkerung war Thor jedoch ein Inbegriff von Beständigkeit und Zuverlässigkeit. Durch diese Eigenschaften wurde Thor von ihnen als Vegetationsgott verehrt.
Anders als die Menschen heutzutage denken – wahrscheinlich auch durch seine Darstellung in den heutigen Filmen –, war Thor weder blond und bartlos, sondern rothaarig und mit einem kräftigen Bart geschmückt. 

Mjölnir, der Hammer Thors

Thors Hammer war ein Geschenk der Zwerge Sindri und Brokk. Loki wettete mit den Zwergen, dass sie es nicht schaffen würden, die Geschenke der Söhne Ivaldis zu übertreffen. Als Wetteinsatz versprach Loki seinen eigenen Kopf. Die Zwerge gingen auf diese Wette ein und machten sich sofort an die Arbeit. Der listenreiche Loki bekam es dann jedoch mit der Angst zu tun. Denn was wäre, wenn den Göttern die Geschenke der Zwerge Sindri und Brokk besser gefielen?! Götter stehen zwar viel durch, doch den Kopf zu verlieren, ist selbst für sie zu viel.
Daraufhin versuchte Loki, die Arbeit der Zwerge mit allen Mitteln zu manipulieren. Eigentlich war der Plan der Zwerge, eine Art Vorschlaghammer zu schmieden. Loki verwandelte sich jedoch in eine Fliege und störte Brokk während des Schmiedens, indem er sich genau zwischen die Augen des Zwerges setzte und dann mit aller Kraft zubiss. Brokk blutete stark und das Blut lief in seine Augen, wodurch er kaum noch etwas sehen konnte. Jetzt ließ Brokk den Blasebalg los, um dem Störenfried ein Ende zu setzen.

Loki konnte zwar entkommen, aber das Feuer der Schmiede erlosch. Zum Glück war das Werkstück fast fertig. Sindri nahm den Hammer aus der Esse und begutachtete ihn. Der Stiel war zwar zu kurz, doch ansonsten sah der Hammer makellos aus. Thor gefiel sein neues Geschenk. Einmal geworfen, würde der Hammer nie sein Ziel verfehlen und immer zu seinem Träger zurückkommen. Viele Riesen sollten Bekanntschaft mit dem Geschenk der Zwerge machen.

Der Thorshammer Mjölnir im Mittelalter

Thorhammer Mjölnir

Nicht nur heute, sondern bereits in der Wikingerzeit wurde Thors Hammer Mjölnir als ein Symbol der Verbundenheit zu den heidnischen Göttern verwendet. Jedoch verbanden die Menschen damals noch ganz andere Kräfte mit dem Kriegshammer von Thor. Nicht nur Stärke und Macht symbolisierte dieser Gegenstand, sondern ebenso Fruchtbarkeit. In den Brandgräbern des 9. und 10. Jahrhunderts wurde das Symbol mehrheitlich in Gräbern von Frauen gefunden. Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass in dieser Zeit Mjölnir eher mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung gebracht wurde.
Auch in Kriegergräbern wurde das Symbol Thors gefunden. Diesen Kriegern wurden durch den Feind – im Kampf oder durch Folter – die Genitalien abgetrennt. Die Hinterbliebenen haben den Verstorbenen an ebendieser Stelle das Symbol Thors beigelegt. Dieses Ritual verstärkt den Verdacht, dass die Verbliebenen damit erreichen wollten, dem Toten somit die Fruchtbarkeit im Jenseits zurückzugeben.

Der Thorshammer in der Neuzeit

Gerade jetzt wird das Symbol Thors und auch das germanische Neuheidentum (Asatru) immer beliebter. Verschiedenste Gruppierungen nutzen Mjölnir, den Thorshammer, um die Verbundenheit zueinander oder aber auch nur ihr Interesse an der nordischen bzw. skandinavischen Kultur zu bezeugen. 
In der Metalszene wird das Symbol hauptsächlich von Anhängern des Pagan- oder Viking Metal getragen. Bei Rockern und Bikern ist es ebenso ziemlich beliebt, da es heute unter anderem Stärke symbolisiert. Natürlich dürfen wir bei all diesen Gruppen auch die Mittelalter- bzw. LARP-Szene nicht vergessen. Das Symbol Thors ist also wieder sehr verbreitet und beliebt. Die einstige symbolische Bedeutung der Fruchtbarkeit hat sich jedoch sehr geändert. Heute steht der Mjölnir mehr für ein positives Symbol innerer Stärke.
Leider hat auch die rechte Szene den Thorshammer wiederentdeckt. Dadurch wird er immer häufiger in Listen der rechtsextremen Symbolen und Zeichen geführt. Durch die starke mediale Darstellung des Thorshammer als Symbol rechter Gruppierungen werden vermehrt Menschen, ohne jegliches Interesse an dieser Szene, in diese Schublade gesteckt.
Ich persönlich hoffe, dass sich dieses Denken durch die verstärkte Nutzung Mjölnirs durch andere Gruppierungen sehr schnell ändert, und trage meinen Thorshammer weiterhin mit Stolz. 

Die Ziegenböcke des Donnergottes Thor

Mit seinen zwei Ziegenböcken Tanngnjostr (Zähneknirscher) und Tanngrisnir (Zähneblecker), die seinen Streitwagen ziehen, fliegt Thor durch die Welten. Dass diese Böcke fliegen können, ist jedoch nicht die einzige übermächtige Eigenschaft dieser Geschöpfe. Durch magische Weise ist es Thor möglich, diese Tiere wiederauferstehen zu lassen. Eine Geschichte der Edda besagt, dass Thor und Loki eines Abends bei einem Bauern Unterschlupf suchten. Als Nachtessen packte Thor seine Böcke und schlachtete sie beide. Er lud den Bauern und seine Familie zum Essen ein.

Da legte Thor die Felle der Böcke vor dem Feuer auf den Boden und sagte, der Bauer und die Seinen sollten die Knochen auf die Felle werfen. Am nächsten Tag hob Thor seinen Hammer Mjölnir und weihte eben diese Felle. Dadurch standen die Böcke wieder auf. Da der Bauersjunge jedoch einen der Knochen mit einem Messer öffnete, um an das Knochenmark zu gelangen, lahmte einer der Böcke. Darüber war Thor natürlich nicht erfreut.
Durch die verschiedenen Sagen über die Böcke Thors, die jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach von Snorri Sturluson für seine Prosa Edda erfunden wurde, geht der skandinavische Brauch des Julbockes einher.

Thor und die Midgardschlange Jörmungandr

Eine weitere Geschichte des mächtigen Thor ist der Kampf mit der Midgardschlange Jörmungandr. Die Midgardschlange ist ein Kind Lokis, welches so groß und gefährlich geworden ist, dass die Götter beschlossen, es in das Meer zu werfen. Nach einer gewissen Zeit war sie so groß geworden, dass sie mit ihrem Körper die ganze Welt umspannt hat.

Im zur Liederedda zählenden „Lied von Hymir“ wird der Mythos von „Thors Fischzug“ geschildert, bei dem er zusammen mit dem widerstrebenden Riesen Hymir hinausrudert, um Fische zu fangen, weil sein ungezügelter Appetit die Speisekammer Hymirs vorzeitig geleert hat. Zuvor reißt Thor jedoch einem der Stiere Hymirs den Kopf vom Leib, um ihn als Köder an die Leine seiner Angel zu binden.

Schließlich beißt die Midgardschlange an und es gelingt Thor, sie aus dem Wasser zu ziehen, wo er sie mit einem Hieb seines magischen Hammers Mjölnir erschlagen will. Hymir jedoch kappt beim Anblick der Midgardschlange aus Angst die Leine, sodass er dem Biest die Flucht ermöglicht. Thor schleudert ihr zwar noch seinen Hammer nach, der Ausgang der Auseinandersetzung bleibt aber offen. Je nachdem, welche Geschichte man liest, endet sie anders. Der Edda nach kommen Thor und Hymir beide vom Fischzug zurück, in der Prosa-Edda erschlägt Thor aus Wut den Riesen Hymir und erreicht alleine den Strand.


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